Posted on August 27, 2015, von & gespeichert unter ICAHD Newsletter.


ICAHD Presseerklärung

Am 19. August um 3.00 Uhr morgens  sperrten die israelische Armee, die Grenzpolizei, die Polizei, sowie Beamte der Gemeinde von Jerusalem eine Hauptstraße in Wadi-al Joz (einer palästinensischen Nachbarschaft in Ost-Jerusalem), um ein dreistöckiges Haus zu zerstören. ICAHD war anwesend, zusammen mit Leuten von EAPPI (Ecomenical Accompany Program Palestine Israel), palästinensischen Anwohnern und einer Anzahl von israelischen Aktivisten. Dieser Vorfall ist der letzte in einer ganzen Reihe von Hauszerstörungen in der West Bank und der Zerstörung von Olivenhainen in der Gegend von Bethlehem, die wiederum in Zusammenhang mit dem Bau der Apartheidsmauer stehen.

Familien versammeln sich vor dem zerstörten Haus in Ost-Jerusalem am 19. August 2015   Photo credit: Micha Kurtz.

Hier im folgenden die ICAHD Presseerklärung:

 HAUSZERSTÖRUNGEN UND VERTREIBUNGEN IN GROSSEM AUSMASS IN JERUSALEM, IM JORDANTAL UND IN DER ZONE E1

Jerusalem, 19. August 2015

Das Israelische Komitee Gegen Hauszerstörungen (ICAHD) beklagt die anhaltenden Hauszerstörungen und Vertreibungen, die derzeit in Ost-Jerusalem, in der Zone E1 in der Nähe von Ma’ale Adumim und im Jordantal stattfinden.

Um 3.30 heute morgen kamen die israelische Armee, zusammen mit der Polizei, der Grenzpolizei und Beamten der Gemeinde von Jerusalem nach Wadi-al Joz,  um die Zerstörung eines dreistöckigen Hauses durchzuführen. Das Haus gehört einer 14köpfigen Familie, die nun in dem winzigen, aus 2 Schlafzimmern bestehenden Haus  leben muss, in dem sie lebte, während ihr neues Haus gebaut wurde. Auch für dieses kleine Haus besteht ein Abrissbefehl, der innerhalb eines Monates  vollstreckt werden wird, so dass die Familie dann ohne jegliche Unterkunft sein wird.

Photo Credit: Micha Kurtz   Hier sieht man, wo das Haus einer palästinensischen Familie  in der Nachbarschaft von Wadi al Joz gestanden hat. Die Umgebung war abgesperrt worden, so dass die Nachbarn die Zerstörung nur aus der Ferne beobachten konnten. 

Die Gemeinde von Jerusalem erteilt Palästinensern praktisch keine Baugenehmigungen, wodurch sie letztlich gezwungen sind, ohne Genehmigung zu bauen und somit ständig in der Angst vor Hauszerstörungen zu leben. Die Taktik der israelischen Behörden besteht darin, das bürokratische System dazu zu benutzen, systematisch die Anzahl von Nicht-Juden, die in der Stadt leben, zu verringern, während zugleich der Bau illegaler Siedlungen innerhalb der Stadt, aber auch in den Randbezirken, gefördert wird.

Am 17. August wurden in der Gegend der geplanten E1 Siedlung insgesamt 22 Gebäude in vier Nachbarschaften ( Khan al Ahmar, Abu Falh, Wadi Sneysel, Bir Miskoob und Az Zayyem Bedouin)  zerstört. Hierbei wurden 78 Palästinenser obdachlos, 49 davon Kinder. Mehrheitlich handelt es sich um Flüchtlinge. Nach Statistiken der UN ist dies die seit drei Jahren höchste Zahl von Menschen, die an einem Tag in der West Bank obdachlos gemacht wurde.

Am 18. August kamen die Zivilverwaltung und Vertreter des Militärs zum Dorf Fasayil im nördlichen Jordantal, das ungefähr 1500 Einwohner hat. Die Streitkräfte zerstörten 17 Gebäude, wodurch 48 Personen obdachlos wurden, unter ihnen 31 Kinder. Zu dieser Zeit wurden im Jordantal Temperaturen von bis zu 41° Celsius gemessen. In den meisten Gemeinden der Gegend, wie auch in anderen Teilen der West Bank, hindert Israel die Palästinenser daran,  permanente Behausungen zu  bauen und Anschluss an die Wasser- und Stromversorgung zu bekommen. So sind sie den extremen Wetterbedingungen das ganze Jahr über ausgesetzt..

ICAHD begrüßt die Stellungnahme von UN-Vertretern zu den Hauszerstörungen, in der festgestellt wird,  dass diese  Hauszerstörungen mit dem gleichzeitigen Ausbau der Siedlungen in der West Bank einhergehen. Der Umsiedlungsplan für diese Gemeinden würde Palästinenser auf dem Gebiet des geplanten E1 Siedlungsprojektes und rund herum entfernen.

Das E1 Siedlungsprojekt sieht den Bau von Tausenden von neuen israelischen Wohneinheiten in der West Bank am Rande Jerusalems vor. Die internationale Gemeinschaft protestiert seit langem gegen diese Pläne, da sie sie als Hindernis für die Realisierung einer Zwei-Staaten-Lösung und als Verstoß gegen internationales Recht ansieht.

ICAHD ruft die internationale Gemeinschaft dazu auf, für ein Ende jeglicher Hauszerstörungen in der West Bank, in Jerusalem, Gaza und innerhalb des israelischen Staatsgebietes einzutreten und auf der Einhaltung der internationalen Menschenrechte zu bestehen.