ICAHD beklagt den Verlust aller Menschenleben, israelischer und palästinensischer, sei es durch den Hamas-Angriff oder durch Israels unverhältnismäßige Vergeltungsmaßnahmen. Alle Leben sind wertvoll, Punkt. Genau aus diesem Grund müssen wir jedoch den politischen Kontext betonen, wenn wir hoffen, jemals eine im Wesentlichen gerechte Lösung zu erreichen und weitere Tote und Leid zu verhindern.
Der Kontext ist klar. Die Palästinenser haben sich nie im Krieg mit den Juden befunden; sie haben sich gegen ein einseitiges Siedlerkolonialprojekt gewehrt, dessen erklärtes Ziel die Übernahme ihres Heimatlandes, die Umwandlung Palästinas in ein Land Israel und die Auslöschung des palästinensischen Volkes, seiner Kultur und seines Erbes ist. Aufrufe zur „Beendigung der Gewalt“ reichen nicht aus. Im Gegenteil, sie schaffen eine falsche Dichotomie zwischen militärischer Eroberung, Besatzung, Vertreibung, Unterdrückung und den Kriegsverbrechen eines Siedlerstaates auf der einen Seite und dem Widerstand eines kolonisierten Volkes ohne eigenen Staat, ohne Armee und ohne Unterstützung durch die politischen Großmächte auf der anderen Seite. Unter dem Deckmantel der „Sicherheit“ und „Selbstverteidigung“ haben die Vereinigten Staaten und Europa Israels Tötung und Vertreibung von Palästinensern – die routinemäßig als „Terroristen“ bezeichnet werden – unterstützt, während sie den israelischen Staatsterrorismus ignorieren und sogar rechtfertigen.
Die einzige Möglichkeit, die Gewalt zu beenden und alle Leben in Palästina/Israel zu retten, besteht darin, das unterdrückerische Apartheidregime und seine Besatzung zu dekolonisieren und durch einen demokratischen Staat mit gleichen Rechten für alle zu ersetzen. Wir sind uns darüber im Klaren, dass inmitten der aktuellen Ereignisse kein Platz für Gespräche über eine gerechte politische Lösung und „Frieden“ ist. Aber Israel kann weder sein Siedlerprojekt vollenden noch das palästinensische Volk auslöschen, und kein Palästinenser sollte bei seinem vergeblichen Versuch, dies zu tun, getötet oder vertrieben werden. Ebenso wenig können die Palästinenser ihre Befreiung von einem unendlich stärkeren Israel durch bewaffneten Kampf erreichen.
Wir fordern Israel auf, seine völkermörderischen Racheangriffe auf den Gazastreifen einzustellen und schon gar nicht eine Bodeninvasion zu starten. Wir rufen die fortschrittlichen Kräfte überall auf, das Narrativ zu ändern. Wir sollten nicht länger von einem „Konflikt“ sprechen, in dem der palästinensische Widerstand kriminalisiert und Israels Expansion mit militärischen Mitteln als sein „Recht auf Selbstverteidigung“ dargestellt wird. Nur ein Wechsel zu einem antikolonialen Narrativ wird das Entstehen eines gerechten, friedlichen und sicheren postkolonialen Staates und einer gemeinsamen Gesellschaft ermöglichen.