Posted on Juni 21, 2013, von & gespeichert unter Amos‘ News.


Liebe Freunde,
Die israelische Regierung hat in der Knesset ein Gesetz eingebracht, das ihr helfen wird, Beduinen aus ihren Häusern und von ihrem Weideland zu vertreiben. Ich habe einen Artikel dazu geschrieben als Teil des Kampfes dagegen. Bitte verteilt ihn und heft uns im Kampf gegen diese rassistische Politik. Danke.
Amos

Anti-Semitismus
Von Amos Gwirtz

Lasst uns uns Folgendes – hoffentlich Unmögliche – vorstellen: Ein bestimmter Staat in Europa (Frankreich etwa) entscheidet sich dazu, seine jüdischen Mitbürger in Städten zu konzentrieren. Um sie dazu zu ‚ermutigen’ in diese Städte, die ihnen zugewiesen worden sind, umzusiedeln, beschlagnahmt der Staat ihre Unternehmen, zerstört ihre Häuser und beschränkt die öffentlichen Leistungen, auf die sie Anrecht haben, wie zum Beispiel fließendes Wasser, Stromversorgung, ärztliche Versorgung, Abwasserversorgung usw.
Es bedarf keiner übermäßigen Phantasie, um sich vorzustellen, wie der Rest der ‚aufgeklärten’ Welt auf die antisemitische Politik eines solchen Staates reagieren würde. Die israelische Regierung würde sofort ihren Botschafter zurückberufen, und den Botschafter des betreffenden Landes zur Persona non grata erklären. Wir, die Bürger Israels, egal ob wir politisch links rechts oder in der Mitte zuhause wären, würden eine internationale Kampagne gegen die antisemitische Politik dieses Staates beginnen. Natürlich würden wir Produkte, die in diesem Staat hergestellt würden boykottieren und den Rest der Welt dazu auffordern, das Gleiche zu tun.
Wir würden fordern, dass die UNO eine Resolution verabschiedet, die diesen Staat als einen rassistischen, antisemitischen Staat definiert und ihn mit Sanktionen belegen, bis er von seiner Politik der Umsiedlung jüdischer Bürger Abstand nimmt.
Hier ist ein kurzer Überblick: Nach dem Krieg von 1948 und der Gründung des Staates, begann Israel damit, die Beduinen aus seinem Staatsgebiet zu vertreiben. Diese Vertreibungen hörten erst 1960 auf (11000 Beduinen verblieben damals im Lande. Gegenwärtig beläuft sich ihre Anzahl auf 200.000). Bis 1966 wurde Israels gesamte palästinensische Bevölkerung durch das Militärrecht regiert. In den frühen 50iger Jahren konzentrierte Israel seine Beduinenbevölkerung im Negev auf das Sayag-Gebiet. Die Gebiete, aus denen die Beduinen vertrieben worden waren, wurden dann durch die Regierung per Gesetz zum Staatsland erklärt. Es handelte sich um gesetzlich legitimierten Landraub!
Im Jahre 1965 wurde das ‚Planning and Construction’ Gesetz erlassen, durch das der größte Teil der Sayag-Gegend zu landwirtschaftlichem Gebiet erklärt wurde, auf dem nicht gebaut werden durfte. So wurde durch das Gesetz eine Situation geschaffen, durch die die Beduinen, die schon seit vor der Staatsgründung dort gelebt hatten, zu Gesetzesbrechern wurden, wenn sie ihr Menschenrecht auf den Bau von Schutzhütten wahrnahmen. Schlimmer noch: jene, die der Staat enteignete und dazu zwang, in die Sayag-Gegend zu ziehen, ohne dass sie dort ein gesetzliches Wohnrecht erhielten, werden nun beschuldigt, illegal auf Staatsland zu siedeln.
Dies ist noch längst nicht das Ende der Verfolgung der Beduinen durch den jüdischen Staat. In den späten 60iger Jahren nahm eine neue Politik Gestalt an: Man begann, die Beduinen in Städte umzusiedeln. Sieben von diesen Städten wurden gebaut, und etwas über die Hälfte der Beduinenbevölkerung des Negev wurde hierhin umgesiedelt, selbstverständlich ohne eine Infrastruktur für Beschäftigung und mit extrem niedrigem Niveau an öffentlichen Leistungen. Die Städte sind ein einziger Misserfolg mit rekordverdächtig hoher Arbeitslosigkeit, Verarmung und besonders hoher Kriminalitätsrate. Aber, keine Sorge, das alles war nicht Grund genug, die Umsiedlung der Beduinen in die Städte zu stoppen. Wo immer der Staat mit Beduinen konfrontiert ist, die sich weigern, sich zu fügen und die ‚Großzügigkeit’ des Staates zu ‚genießen’, da setzt er sie unter Druck. Ihre Weidegründe werden immer mehr begrenzt, einige ihrer Getreideernten werden vernichtet, ihre Hütten werden zerstört (in 2011 wurden über 1000 Behausungen zerstört), Dörfer werden unbewohnbar gemacht, sie erhalten keinen Strom, kein Wasser, keine Gesundheitszentren, keine Straßen usw. . Dies alles geschieht, um das Leben in den Dörfern unmöglich zu machen und sie zu zwingen, in die Städte zu ziehen.
Die meisten Israelis wissen aus einem einfachen Grunde nicht um die schreckliche Wirklichkeit im Negev: Es ist nicht nur die Regierung, die eine anti-semitische Politik gegen ihre eigenen (semitischen) Beduinen-Bürger praktiziert, die Medien sind Komplizen. Sie berichten einfach nicht darüber. Wenn ein jüdischer Gesetzesbrecher, der israelisches Gesetz in den besetzten Gebieten bricht, indem er einen ‚illegalen’ Außenposten auf privatem palästinensischem Land errichtet und dann einen Abrissbefehl erhält, dann zittert das ganze Land. Dann sind die Medien voll mit Berichten über die grausame Politik der Regierung gegen die ‚Pioniere’ die das Land von Israel ‚wiedergewinnen’ wollen. Dieselben Idealisten und ihre Unterstützer fordern aber ein harsches Vorgehen der Regierung gegenüber jenen Leuten, deren Unglück darin besteht, als Beduinen in einem jüdischen Staat geboren worden zu sein.
Und, in der Tat, ihr Wunsch ist erfüllt worden. Jetzt erwartet die Regierung von der Knesset, dass sie ein Gesetz verabschiedet, das sie in die Lage versetzt, die Vertreibung von Tausenden von Beduinen von dem ihnen verbliebenen Land und aus den Ihnen verbliebenen Dörfern zu beschleunigen und sie in weitere, noch zu bauende, Städte umzusiedeln.
Der Rest der Welt schweigt ebenfalls zu Israels anti-semitischer Politik. Fast niemand wagt es, diese Menschen in den Städten gegen die Enteignung zu beschützen. Diese Art des Rassismus wurde früher gegen Juden angewendet, jetzt wird sie von ihnen selbst praktiziert. Und wir – schmerzhaft wenige – schwanken angesichts dieser schmerzhaften Realität, und alles, was wir an Reaktionen erhalten, ist, dass man uns als uns selbst hassende Verräter bezeichnet.

Hier die englische Orignalversion:

Dear Friends
The Israeli government asking the Kneset (Parlament) to pass a law that will halp them to force Bedouins out of their homes and their rimining lands. I wrote this article as part of the stragle against it. Please disterbute it and halp us in our stragle against this racist policy.
Thamk you and all the best to you!
Amos
Anti-Semitism
By Amos Gwirtz

Let us imagine this – hopefully impossible – event: a certain state in Europe (let’s say France) decides to concentrate its Jewish citizens in towns. In order to ‘encourage’ them to relocate in the towns assigned to them, that state impacts their businesses, demolishes their homes, and imposes strict limitations on the public services they are due, such as denying them running water, electrical power supply, health services, sanitation etc.
No overly developed imagination is needed to know how we and the rest of the ‘enlightened’ world would react to the anti-Semitic policy of such a state. The Israeli government would instantly recall its ambassador, and declare the ambassador of that state persona non grata. We, the citizens of Israel, left right or center, would engage in an international campaign against that state’s anti-Semitic policy. We would naturally boycott any products of that state and call upon the rest of the world to do likewise.
We would demand that the UN pass a resolution defining that state as a racist, anti-Semitic state and subject it to sanctions, until it desists from its policy of concentrating its Jewish citizens.
So what exactly is the State of Israel doing to those of its citizens who, unfortunately for them, have been born Bedouin and live in the Jewish State?
Here is a short review: after the war of 1948 and the founding of the State, Israel continued to expel Bedouins out of its territory. These expulsions ceased only in 1960 (11,000 Bedouins then remained in the country. At present they number 200,000). Israel’s entire Palestinian population was ruled by military government until 1966. In the early 1950s Israel concentrated its Bedouin citizens in the Negev within the Sayag area. The lands emptied of Bedouins were then transferred by the government – through legislation – to the State. Pure land grab by law!
In 1965 the Planning and Construction Law was passed, by means of which most of the Sayag lands were declared farming zones where construction is forbidden. Thus, by law, a situation was created where the Bedouins living in the Sayag area since pre-State times, as they claim their human rights to shelter, are in fact breaking the law. Worse even: those whom the State dispossessed and forced to move into the Sayag area without creating a legal base for their new dwellings, are now defined by the State as invading state lands!
This is by far not the end of Bedouin persecution by the Jewish state. In the late 1960s a new policy took shape: the Bedouins began to be relocated in towns. Seven of these tows were built, and slightly over one half of the Negev Bedouin population was re-situated there. Naturally, without employment infrastructures, and with an extremely low level of public services. The towns are a true failure, with record unemployment and impoverishment, and an especially high crime rate. This has been a failure in every respect. But never fear – failure has not been reason enough to halt the policy of moving Bedouins into concentration towns. Whenever the State is confronted with Bedouins who refuse to acquiesce and “enjoy” its bounty, it pressures them. Their grazing grounds are limited even more, some of their grain crops are destroyed, their homes demolished (in 2011 over 1000 dwellings were demolished!), villages are ruined, electricity, water, health clinics, inner roads etc. are denied them, all in order to make life impossible out in the villages and force them to move into the towns.
Most Israelis are not familiar with the dreadful reality in the Negev for a simple reason: not only the government practices an anti-Semitic policy against its own (Semitic) Bedouin citizens. The media too are complicit. They simply do not report this. When a Jewish outlaw who breaks Israeli law in the Occupied Territories (along with the State itself that violates international law) and builds an “illegal” outpost on privately owned Palestinian land receives a demolition order, the whole country quakes. The media are naturally filled with reports on the government’s cruel policy against the “pioneers” who “redeem” the Land of Israel. And here such idealists and their supporters demand of the Israeli government to treat far more harshly those people whose plight has been to be born Bedouins in the Jewish State.
Indeed their wish has been fulfilled. Now the government expects the Knesset to pass a law enabling it to speed up the eviction of tens of thousands of Bedouins from their remaining lands and villages into more towns to be built.
The rest of the world, too, remains silent in view of Israel’s anti-Semitic policy. Nearly no one ventures to protect the people in Israeli concentration towns as they are dispossessed. This kind of racism used to be practiced against Jews. Now it is practiced in their name…
And we – a painfully scant few – falter in view of this horrific reality, and all we achieve is to be condemned as self-hating traitors…