Amnesty UK zu Hauszerstörungen in der West Bank
Sheikh Siah Al Tuli führt uns durch sein Dorf, Al-Araqib. Er kommt zu einem Schuttberg. ‘Dies war mein Haus’, sagt er. ‘Mein Haus ist zerstört worden.’
Der Sheikh ist einer von mehr als einer Million Palästinenser, die offziell Bürger Israels sind.
Viele leben, wie er, in Dörfern, die der Staat sich weigert anzuerkennen. Alle sind mit massiven Einschränkungen ihrer Menschenrechte konfrontiert.
Zerstörte Dörfer
‘Achtmal zerstörten sie mein Haus im Jahre 2010’, fährt der Sheikh fort, während er durch den Schutt geht und darüber nachdenkt, wie oft die Landverwaltung Israels gekommen ist, um sein Dorf zu zerstören. ‘Es war, als ob sie den Krieg gegen eine feindliche Nation erklärt hätten – 1700 Polizisten, Bulldozer, Verhaftungen, berittene Polizei.
Es handelt sich um ein Beduinendorf – die Bewohner von Al-Araqib behaupten, es liege auf dem Land ihrer Vorfahren, und zwar schon seit ottomanischer Zeit. Dies ist eine Behauptung, die sie anhand von Dokumenten beweisen können, jedoch wird dies von den isrealischen Behörden nicht anerkannt. Vielmehr erlaubten sie dem Jüdischen Nationalfond – einer der Regierung nahestenden Organisation – die gesamte Gegend des Dorfes umzugestalten, um Platz für einen Wald zu schaffen.
Al-Araqib ist inzwischen fast 60 mal zerstört und wieder aufgebaut worden. Eine Zeit lang errichteten die 250 Männer, Frauen und Kinder, die Al-Araqib ihr Zuhause nennen, jedesmal, wenn die Bulldozer wegfuhren, behelfsmässige Unterkünfte. Jetzt leben sie auf einem Friedhof am Rande des Dorfes, wohin die israelische Bereitschaftspolizei sie im Februar 2011 zu ziehen zwang.
Die Kosten für die dauernde Zerstörung haben ein solches Ausmass erreicht, dass die Behörden im Juli 2011 erstmalig entschieden, zu versuchen, die Bewohner zur Zahlung von mehr als 300000 Schekel zu verpflichten – ein Versuch, sie dazu zu zwingen, für die dauernde Zerstörung ihrer Häuser und ihrer Lebensgrundlagen zu zahlen.
Es gibt mehr als 40 solcher ‘nicht anerkannter’ Dörfer in Israel. Und ihre Bewohner fürchten nicht allein Zerstörung, wie die von Al-Araqib; sie erhalten auch nur begrenzten Zugang zu Wasser und Elektrizität.
Andere Formen der Diskriminierung
Nicht nur diejenigen palästinensischen Bürger Israels, die in Beduinendörfern leben, werden diskriminiert. Obwohl sie bereits seit Jahren Einschränkungen ihrer bürgerlichen und politischen Rechte und ihrer Besitzrechte erdulden mussten, hat sich die Situation der Palästinenser in Israel während der letzten zehn Jahre noch weiter verschlechtert. So verbietet zum Beispiel ein Gesetz aus dem Jahre 2003 jedem Bürger Israels mit einem Ehepartner aus den Besetzten Gebieten in Israel zusammenzuleben. Dies Gesetz trifft fast ausschießlich die palästinensischen Bürger Israels. Zwar handelt es sich nur um ein vorübergehend gültiges Gesetz, jedoch wird es beständig erneuert.
Obwohl die internationale Gemeinschaft ständig Israels Verhalten in den Besetzten Gebieten kritisiert, übersieht sie oftmals die Situation der in Israel lebenden Palästinenser.
Was wir dagegen tun:
Während unsere Hauptaktivität in Großbritannien darin besteht, Aufmerksamkeit auf diese Probleme zu lenken und, wo es möglich ist, aktiv zu werden, haben unsere Kollegen von Amnesty Israel sich mit anderen lokalen Menschenrechtsgruppen zusammengetan, um aktiv zu versuchen, die Situation der Palästineser in Israel zu verbessern.
Gemeinsam kämpfen wir für eine Wirklichkeit, in der Palästinenser und Israelis in Frieden, Wohlstand und Sicherheit miteinander leben können, und in der ihre
Menschenrechte und ihre Würde respektiert und geschützt werden.
Um dies zu erreichen fordern wir die isralische Regierung dazu auf
– die bislang nicht anerkannten Dörfer anzuerkennen
– Hauszerstörungen und Vertreibungen einzustellen
– die Landbesitzrechte für Palästinenser zu verbessern
– die Diskriminierung bei der Bebauung und Planung zu beenden
– die Verfolgung von politischen Aktivitäten der Palästinenser durch die israelische Polizei zu unterlassen
– diskriminierende Gesetzgebung zu unterbinden
Finden Sie mehr heraus über Amnesty Israel!
http://www.amnesty.org.uk/discrimination-against-palestinians-israel#.UvPV87STvcs